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Der Zungenbeinmuskel: ein Muskel für den Flügelschlag?

02.10.2020

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Der Zungenbeinmuskel (Musculus Omohyoideus, rot markiert), verläuft vom Boden des Mundes, also unter der Zunge, bis zu den Schulterblättern. Soweit nichts besonders. Und doch gibt es um diesen Muskel eine faszinierende Geschichte. Um sie besser zu verstehen, lohnt sich ein Ausflug in die Evolution: Als unsere Vorfahren noch als Flugsaurier unterwegs waren, soll genau dieser Muskel für den Flügelschlag zuständig gewesen sein. Ob wir also tatsächlich immer noch ein Relikt dieses Flügelmuskels in uns tragen?

Foto: Pixabay

Der Omohyoideus mag für die Balance des Unterkiefers und der Schulter einen kleinen Beitrag leisten. Aber oft ist er vor allem als Störenfried an der Schulter aktiv. Er gehört daher zu den Muskeln, die bei der Behandlung von Nacken- und Schulterproblemen beachtet werden müssen. Er ist nämlich oft verspannt. Vielleicht sollten wir einfach alle ein bisschen öfter fliegen? Und die Energie des Muskels freisetzen.

Das Reptiliengehirn ist schuld

11.9.2020

Foto: Pixabay

Ein unkontrollierter Wutausbruch? Panikattacke? Schweissausbruch? Vielleicht ist Dein Reptiliengehirn schuld daran. Nun aber etwas genauer: Was in aller Welt haben wir mit einem Reptil gemeinsam?

Die Evolution hat einen grossen Umbau geleistet, um uns zu dem zu machen, was wir heute sind. Die Frage ist nun, wie genau sich unser Gehirn entwickelt hat. Forscherinnen und Forscher diskutieren schon seit Längerem über Areale unseres Gehirns, deren Wurzeln weit in die Vorzeit der menschlichen Evolution zurückreichen. So soll das “Reptilienhirn” ein solches Überbleibsel sein und beim Menschen absolut unkontrollierbare Emotionen auslösen.

Das Modell des “Triune Brain” von Paul McLean

Ein Verfechter des sogenannten Reptiliengehirns ist der Hirnforscher Paul MacLean. Der amerikanische Wissenschaflter hat sich an der Evolution orientiert und die Hirnareale bereits in den frühen 60er-Jahren in drei Regionen aufgeteilt:

  • Der Hirnstamm und das Zwischenhirn gehören für MacLean zum “protoreptilischen Gehirn“, kurz Reptilienhirn. Dieses sei die niedrigste und stammesgeschichtlich älteste Form des Gehirns. Es steuere angeborene Instinkte, besitze nur bedingte Lernfähigkeit und ermögliche noch kein Sozialverhalten.
  • Das limbische System sei ein „Versuch“ der Natur, ein individuelles Bewusstsein zu entwickeln, Gedächtnisinhalte zu bilden, die ausserdem auch affektiv und emotional gefärbt sein können.
  • Erst durch den Neokortex seien wir in der Lage, kognitiv und logisch zu denken und die Affekte und Impulse des limbischen Systems zu kontrollieren.
https://traumata-verstehen-lernen.jimdofree.com/trauma-und-k%C3%B6rper/trauma-und-gehirn/

Umstrittene Theorie

Diese Aufteilung von Mc Lean hat sich in der Wissenschaft nicht gehalten. Die Datenlage zeige, dass auch die frühesten Säugetiere bereits einen Neocortex entwickelt hätten und zum Beispiel Vögel und Reptilien dem Neocortex ähnliche Gehirnregionen hätten, schreibt Wikipedia. Wohlgemerkt sind die kognitiven Leistungen mancher Vögel, etwa in der Sprache oder der Werkzeugherstellung, nicht geringer als bei Menschenaffen.

Was ist also dran an der Vorstellung des Reptiliengehirns? Die Vorstellung, dass verschiedene Areale unseres Gehirns für verschiedene Funktionen zuständig sind, ist gar nicht so falsch. MacLeans chronologische Vorstellung der Evolution unseres Gehirns ist aber streng wissenschaftlich widerlegt. Klar ist: Unser Gehirn hat sich entwickelt und wird sich auch in Zukunft weiter entwickeln. Der Umgang mit unseren Emotionen wird dabei ein Thema bleiben.